Gibson Burstbucker #3
Mihai Curteanu
Es besteht kein Zweifel: die passenden Pickups für eine bestimmte E-Gitarre zu finden ist mehr als eine „Schönheits-OP”. Wir reden eher von einer „Herztransplantation”. Was ich damit sagen möchte, dürfte den meisten Gitarristen bekannt sein: nicht jede E-Gitarre „verträgt“ jeden Pickup. Und durch die enorme Vielfalt an E-Gitarren-Bauweisen und magnetischen Tonabnehmern ergeben sich unzählige mögliche Kombinationen. Das macht die Wahl nicht immer einfach.
Ich werde oft gefragt, was ich von Seymour Duncan, DiMarzio, EMG oder was-weiß-ich-was für PUs halte. Es ist wirklich schwierig, das zu pauschalisieren, denn jeder Pickup klingt in verschiedenen Gitarren unterschiedlich. Und das Endergebnis ist sowieso Geschmackssache. Wie bewertet man also überhaupt den Sound eines Pickups? Blumige Beschreibungen nutzen hier nichts, man braucht konkrete Erfahrungswerte, Beispiele und Vergleichstests. Und selbst wenn man diese hat, lassen sich einige Unbekannte nicht vermeiden, d.h. man kann einfach nie genau vorhersagen, wie ein bestimmter Pickup in der eigenen Gitarre klingen wird.

Was Humbuckers betrifft, habe ich z.B. mit Gibson-PUs immer gute Erfahrungen gemacht. Und gerade deshalb werde ich heute mit dem Burstbucker #3 anfangen. Was verraten uns die Specs: Alnico II, ca. 8,4 KOhm, ungewachst, kommt mit 2-adrigem Kabel. Die besondere Eigenschaft der Burstbucker-Reihe ist, dass die beiden Spulen etwas unterschiedlich gewickelt wurden. Damit versucht Gibson im Grunde aus der eigenen Geschichte zu lernen, denn die berühmten PAFs sind früher wegen der geringen Automatisierung alles andere als präzise oder immer identisch hergestellt worden: die Magnettypen wurden variiert (anscheinend je nachdem, was Gibson auf dem Markt finden konnte) und es gab starke Abweichungen bezüglich der Wicklungszahlen. Das heißt: die alten PAFs waren nicht alle Low-Output, sondern ab und zu kamen auch heißere Pickups aus dem Gibson-Werk. Und manche von denen hatten auch nicht die gleiche Wicklungszahl für jede Spule - eben wie die Burstbuckers von heute.
Diese Bauweise verhilft dem Burstbucker 3 zu einem für Humbucker-Verhältnisse überraschend klaren, glockigen Ton. Die Bässe sind eher schlank, dafür aber sehr definiert, und die Mitten präsent und singend, aber insgesamt doch aufgeräumt. Es ist genug Klarheit für wunderbare Clean-Sounds vorhanden und genug Power für Rock. Der Gibson-PU entwickelt beim Solo-Spiel schöne Obertöne, doch Pinch-Harmonics zu transportieren ist nicht seine Stärke. Für meine Ohren gehört der Burstbucker 3 zu den dynamischsten Humbuckers, die ich bisher gehört habe. Er komprimiert kaum und überträgt jede Attack-Nuance unmittelbar – das ist natürlich eine gute Vorlage für die Entwicklung der eigenen Technik und Spielweise.

Obwohl der Gibson Burstbucker wahrscheinlich nicht den Allrounder schlechthin darstellt, ist er für recht viele Musikrichtungen und Geschmäcker geeignet. Sein Zuhause ist im Blues-Rock-Genre – hier ist ein starkes Vintage-Flair nicht zu leugnen –, aber Hard & Heavy mag er auch. Und er hat sogar genug Twang, um einen passablen Country-Ton zu produzieren. Aber Vorsicht: sein höhenlastiger Charakter kann Fluch oder Segen sein, deshalb würde ich den Burstbucker 3 i.d.R. für die Steg-Position eines akustisch warm klingenden Instrumentes empfehlen, dem er zu einer besseren Klarheit verhelfen kann. In meiner Les Paul klingt dieser PU mit 500K-Volume- und 500K-Tone-Poti wunderbar ausgewogen und glasklar zugleich. Dagegen erzeugt der Burstbucker in meiner recht spritzigen Helliver Custom einen solch unerwarteten Twang, dass der Sound vor allem in den hohen Lagen schon fast zu dünn wird. Um das High-End zu zähmen schafft ein 300K-Volume-Poti die nötige Abhilfe.